Forschung –
bessere Heilungschancen und weniger Spätfolgen
Vier von fünf Kindern und Jugendlichen mit einer Krebserkrankung werden heute erfolgreich behandelt und von ihrem Krebs geheilt. Auch wenn sich die Überlebenschancen dank medizinischer Fortschritte verbessert haben, stirbt immer noch jedes fünfte Kind an Krebs und viele der Überlebenden leiden an den Spätfolgen der Krankheit und Therapie. Da Kinder und Jugendliche an anderen Krebsarten als Erwachsene erkranken, benötigen sie eine speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Forschung. Damit Therapien weiter verbessert werden, um noch mehr Kinder zu heilen und Spätfolgen möglichst gering zu halten, unterstützt Kinderkrebs Schweiz die Forschung.
Die Kinderkrebsforschung in der Schweiz
Kinderkrebs gehört zu den seltenen Krankheiten. In der Schweiz sind es fast ausschliesslich nicht-profitorientierte akademische Organisationen, wie zum Beispiel Universitäten und Kinderspitäler, die in diesem Bereich forschen. Damit Kinder und Jugendliche weiterhin Zugang zu den modernsten Krebstherapien haben, benötigt die Kinderkrebsforschung genügend finanzielle Mittel. Da die staatliche Förderung nicht ausreicht, ist sie gezwungen, sich über Spendengelder und Drittmittel zu finanzieren.
«Ohne die Forschung wäre Luis heute nicht mehr am Leben»
Leukämien zählen zu den häufigsten Kinderkrebserkrankungen. Aufgrund der Erkenntnisse aus klinischen Studien der vergangenen Jahrzehnte sind die Überlebenschancen heutzutage gut. Nanette Keller Johner erzählt, wie ihr Sohn dank der grossen medizinischen Fortschritte geheilt werden konnte.
Kinderkrebs Schweiz unterstützt die Forschung
Kinderkrebs Schweiz finanziert Forschungsprojekte im Bereich der Kinderonkologie und verleiht zudem jährlich einen Preis im Bereich der Grundlagenforschung, um innovative Forschungsprojekte in der pädiatrischen Onkologie auszuzeichnen. Im Rechnungsjahr 2024 hat der Dachverband die Schweizerische Pädiatrische Onkologie Gruppe (SPOG) und die Forschungsgruppe Kinderkrebs der Universität Bern (ISPM), beides Mitgliedsorganisationen von Kinderkrebs Schweiz, mit rund CHF 148 000 unterstützt.
«Um noch mehr Kinder mit Krebs heilen zu können, muss die klinische Forschung fortgeführt werden»
Klinische Forschung
Die klinische Forschung zielt darauf ab, Therapien und Massnahmen am Menschen zu erforschen, um die Überlebenschancen zu verbessern und die Langzeitfolgen zu reduzieren. Der Erkenntnisgewinn aus klinischen Studien hilft, den Verlauf von Krebskrankheiten besser zu verstehen und modernere Therapiemethoden zu entwickeln. Die Schweizerische Pädiatrische Onkologie Gruppe (SPOG), eine Mitgliedsorganisation von Kinderkrebs Schweiz, koordiniert und verantwortet ein umfassendes klinisches Krebsforschungsprogramm für Kinder und Jugendliche in der ganzen Schweiz.
- Förderprojekte 2024: Klinische Forschung
2024 hat Kinderkrebs Schweiz unter anderem folgende Projekte der SPOG unterstützt:
- INFORM
Rückfälle und Progressionen bei Patienten mit Hochrisikoerkrankungen bleiben eine Herausforderung für die Medizin. Bei einem Rückfall können je nach Erkrankung nur ca. 10 Prozent der Patienten geheilt werden. Ziel des Projektes ist es, fortschrittliche und zielgerichtete Behandlungen zu finden, um die Heilungschancen bei Tumorrückfall oder Therapieresistenz zu verbessern. Mehr dazu hier. - KRANIOPHARYNGEOM Registry 2019
Ein Kraniopharyngeom ist eine seltene Fehlbildung, die von Gewebe ausgeht, das in seiner Entwicklung bereits vor der Geburt gestört wurde. Die Gründe hierfür sind bislang nicht bekannt. Projektziel ist ein besseres Verständnis, warum diese Erkrankungen entstehen und wie sie in Zukunft besser behandelt werden können. Mehr dazu hier. - LOGGIC Core
Niedriggradig maligne Gliome (LGG) sind eine heterogene Gruppe von Tumoren und bilden mit einem Anteil von 40 bis 50 % die grösste Gruppe der Gehirn- und Rückenmarkstumoren. Das Projekt LOGGIC Core hat zum Ziel, das Verständnis der Tumorbiologie der Erkrankung zu verbessern und darauf aufbauend individuellere Therapieansätze zu entwickeln. Mehr dazu hier.
- INFORM
«Dank der epidemiologische Forschung wissen wir heutzutage sehr viel mehr über mögliche Spätfolgen der Therapie»
Epidemiologische Forschung
Die epidemiologische Kinderkrebsforschung in der Schweiz wertet Daten des Kinderkrebsregisters, eigener sowie internationaler Forschungsprojekte aus. Auf deren Grundlage lassen sich Aussagen über die Ursachen und die Entwicklung verschiedener Krebsarten sowie deren Verlauf und die Wirksamkeit der Therapien machen. Die Forschungsgruppe Kinderkrebs der Universität Bern untersucht mögliche Ursachen von Kinderkrebs. Sie erforscht auch, wie es Menschen geht, die als Kinder oder Jugendliche Krebs hatten.
- Förderprojekte 2024: Epidemiologische Forschung
2024 hat Kinderkrebs Schweiz folgende Projekte der Forschungsgruppe Kinderkrebs der Universität Bern (ISPM) unterstützt:
- SCCSSActivity untersucht das Verhalten von Kinderkrebsüberlebenden in Bezug auf körperliche Aktivität, sitzendes Verhalten und Schlaf. Die Studie zielt darauf ab, das Bewusstsein für einen gesunden und aktiven Lebensstil zu stärken, weil die Erkrankung das Gesundheitsverhalten der Betroffenen langfristig beeinflussen kann. Mehr dazu hier.
- Die zweite Studie beschäftigt sich mit der Entwicklung der Lebensqualität nach Krebs im Kindesalter, da die Therapie bei vielen Überlebenden zu Gesundheitsproblemen und Beeinträchtigungen im Alltag führt. Ziel der Studie ist es, eine Wissensbasis zu schaffen, um Betroffenen langfristig die gleiche Lebensqualität wie Menschen ohne Kinderkrebserkrankung zu ermöglichen.
- Weitere Förderprojekte
- Studie: Entwicklung der Lebensqualität nach Krebs im Kindesalter
- SCCSS‐Activity: Körperliche Aktivität, sedentäres Verhalten und Schlaf von Kinderkrebsüberlebenden
- FaR-RMS: Therapieoptimierungsstudie zur Behandlung von Rhadomyosarkomen
- Studie zur Zahngesundheit ehemaliger Kinderkrebspatienten
- Therapieoptimierungsstudie PHITT zur besseren Behandlung von Leberkrebs
- Therapieoptimierungsstudie LBL 2018 und B-NHL 2013 zur Behandlung von Non-Hodgkin Lymphomen
- «SIOP Ependymoma II» zur besseren Behandlung von Hirntumoren
- Therapiestudie LINES zur besseren Behandlung von Neuroblastomen
- Klinische Studie für Langerhans-Zell-Histiozytose
- Therapieoptimierungsstudie zur Behandlung der akuten myeloischen Leukämie
- Studie: Gesundheit nach einer Krebserkrankung im Kindesalter - The Swiss Childhood Cancer Survivor Study (SCCSS)
- Forschungsprojekt: Angeborene Veranlagung zu Kinderkrebs
- Therapieoptimierungsstudie zur Behandlung von Ewing-Sarkomen
- Studie zur Verbesserung der Behandlung des klassischen Hodgkin-Lymphoms bei Kindern und Jugendlichen
Förderpreis für Grundlagenforschung
Um die Kinderkrebsforschung verstärkt zu fördern, vergibt Kinderkrebs Schweiz neben Projektförderungen auch einen Forschungspreis. Die mit 35'000 Franken dotierte Auszeichnung wird für vielversprechende, besonders unterstützungswürdige Projekte in der pädiatrischen Onkologie verliehen. Kinderkrebs Schweiz möchte damit die Leistungen junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler honorieren, die an Schweizer Forschungsinstituten oder Spitälern herausragende und zukunftsweisende Projekte im Bereich Grundlagenforschung durchführen.
Forschungspreis 2024
Forschungsprojekt: Zelltoxizität der Kombinationstherapie mit Cisplatin und Vincristin in der pädiatrischen Onkologie
Lara Chavaz ist Assistenzärztin in der Pädiatrie am Genfer Universitätsspital und MD-PhD Studentin bei der Forschungsplattform CANSEARCH der Universität Genf. Sie untersucht die Spätfolgen bestimmter Therapien, die häufig zur Behandlung von Krebs eingesetzt werden, bei jungen Patienten jedoch zu Schwerhörigkeit führen können.
- Ehemalige Preisträgerinnen und -träger
Forschungspreis 2023
Forschungsprojekt: Innovative Immuntherapie zur Behandlung von Rhabdomyosarkomen
Caroline Piccand forscht am Inselspital Bern an der Entwicklung einer neuartigen Immuntherapie gegen Rhabdomyosarkome (RMS). RMS gehören zu den häufigsten bösartigen Weichteiltumoren bei Kindern und Jugendlichen. Mehr dazu im Interview hier.
Forschungspreis 2022
Forschungsprojekt: Veränderungen im Stoffwechsel kindlicher Tumorzellen
Gemeinsam mit seinem Team untersucht der Grundlagenforscher Raphael Morscher vom Universitäts-Kinderspital Zürich Veränderungen im Stoffwechsel pädiatrischer Tumorzellen. Er erhofft sich, neue Therapien zu entwickeln, die den Stoffwechsel der Tumorzellen gezielt angreifen und möglichst wenig Langzeitfolgen verursachen. Mehr dazu im Interview hier.
Forschungspreis 2021
PhD-Forschungsprojekt: Neuartige Immuntherapie zur Behandlung von Rhabdomyosarkomen
Das innovative Forschungsprojekt von Andrea Timpanaro vom Inselspital Bern hat zum Ziel, eine neuartige Immuntherapie für Rhabdomyosarkome (RMS) zu entwickeln. RMS gehören zu den häufigsten bösartigen Weichteil-Tumoren bei Kindern und Jugendlichen. Mehr dazu im Interview hier.
Forschungspreis 2020
Pilotstudie zur Optimierung der pädiatrischen Hirntumor-Therapie
Das Pilotprojekt von Ana Guerreiro Stücklin vom Universitäts-Kinderspital Zürich zielt auf eine wirkungsvollere, präzisere Therapie für Kinder mit Hirntumoren ab. Der Fokus liegt dabei auf Patienten, die ungenügend oder gar nicht auf die Standardtherapie ansprechen. Mehr dazu im Interview hier.