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Kinderkrebs Schweiz zeichnet Forschungsprojekt aus

Am 7. Juni 2023 fand die offizielle Verleihung des Förderpreises in Bern statt. Die mit CHF 25’000 dotierte Auszeichnung ging an Dr. Dr. med. univ. (A) Raphael Johannes Morscher vom Universitäts-Kinderspital Zürich. Gemeinsam mit seinem Team untersucht der Grundlagenforscher Veränderungen im Stoffwechsel pädiatrischer Tumorzellen. Er erhofft sich, neue Therapien zu entwickeln, die den Stoffwechsel der Tumorzellen gezielt angreifen und möglichst wenig Langzeitfolgen haben.

Mit diesem Förderpreis zeichnet der Dachverband alljährlich junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, die an Schweizer Forschungsinstituten oder Spitälern herausragende und zukunftsweisende Projekte im Bereich der Grundlagenforschung durchführen. Kinderkrebs Schweiz im Gespräch mit Dr. Raphael Morscher.


Dr. Morscher, Sie untersuchen den Stoffwechsel in kindlichen Tumoren. Um was geht es genau in Ihrem Forschungsprojekt?

Krebszellen haben im Vergleich zu normalen Zellen einen veränderten Stoffwechsel, das heisst chemische Prozesse innerhalb der Zelle unterscheiden sich. Sie wachsen und teilen sich auch schneller und durch die vielen genetischen Veränderungen hat fast jeder Tumor einen speziell veränderten Stoffwechsel. Wir wollen herausfinden, was das Besondere daran ist um dadurch neuartige Therapien zu entwickeln. Bei unserem Projekt fokussieren wir uns hauptsächlich auf den Folsäurestoffwechsel bei kindlichen Tumoren. So wie ein ungeborenes Kind während der Schwangerschaft Folsäure für das Wachstum braucht, weshalb Frauen in der Schwangerschaft Folsäure zu sich nehmen, geht es auch der Krebszelle. Dabei verändert der Tumor immer wieder seinen Stoffwechsel oder «Fressverhalten», um resistent zu werden. Genau hier setzt unsere Forschung an. Wenn es uns gelingt, herauszufinden, welche Besonderheit das «Fressverhalten» von pädiatrischen Tumorzellen aufweist, können wir mit neuen Medikamenten gezielt dort ansetzen und sie am Wachstum hindern.

 

Warum braucht es gerade bei Kinderkrebs solche innovativen Forschungsansätze?

Das primäre Ziel in der Kinderonkologie ist nach wie vor, dass unsere Patientinnen und Patienten ihre Krebserkrankung überleben. Leider ist es aber noch heute so, dass zu viele Kinder, die einen Rückfall erleiden, an Krebs sterben. Das ist absolut zu viel. Um das zu ändern, benötigen wir dringend neue Therapieansätze. Der zweite Fokus liegt auf der Frage, wie wir Kinder mit möglichst wenig Langzeitfolgen heilen können. Dazu muss man wissen, dass ein bedeutender Anteil der sogenannten Survivors an mittel- bis schwerwiegenden Folgen ihrer Erkrankung und Therapie leidet. Damit auch hier Fortschritte gemacht werden können, ist die Grundlagenforschung essenziell.

 

Wo sehen Sie einen grundlegenden Handlungsbedarf?

Die Bedürfnisse erkrankter Kinder und ihrer Familien werden aktuell nicht genügend wahrgenommen. Deshalb ist es wichtig das Thema Kinderkrebs zu priorisieren – in der Gesellschaft, in der Politik wie auch in der Forschung. Wir müssen daran arbeiten, dass krebskranke Kinder politisch die Aufmerksamkeit bekommen, welche sie brauchen. Das bedeutet hinzuschauen, sie in die Mitte zu nehmen und die Fortschritte mitzutragen, welche weltweit gemacht werden. Wir alle sind Teil dieser Veränderung, nicht nur unser Forschungsprojekt. Viele Hürden können nur gemeinsam bewältigt werden. Dazu braucht es Forschende, Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachpersonen, Patientinnen und Patienten mit Familien und Organisationen, wie zum Beispiel Kinderkrebs Schweiz, die uns unterstützen.

 

Was motiviert Sie am stärksten bei Ihrer Arbeit?

Im Kontakt mit Kindern geht mir das Herz auf. Kinder haben eine ganz spezielle Art mit ihrer Krebserkrankung umzugehen. Sie leben im Moment und können oftmals auch in schwierigsten Momenten Freude zeigen und ein Lächeln schenken. Das berührt mich sehr und gibt mir jeden Tag von Neuem Kraft und Freude für meinen Beruf. Sollte es möglich sein durch die Arbeit unseres Forschungsteams den betroffenen Kindern und ihren Familien ein besseres Leben zu ermöglichen, wäre das unser grösster Lohn.

Dr. Dr. med. univ. (A) Raphael Johannes Morscher und sein Team

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