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Wenn ein wichtiges Schmerzmittel fehlt

Kinder, die eine Krebserkrankung haben, leiden oft unter starken Schmerzen und benötigen die bestmögliche Schmerztherapie. Umso dringlicher wird es, wenn sie in ihren letzten Lebenswochen palliativ versorgt werden müssen. Bisher konnten Kinderonkologen auf ein Medikament zurückgreifen, dessen Produktion aus Kostengründen nun eingestellt wurde. Für die Betroffenen bedeutet dies schlechtere Schmerztherapien und längere Spitalaufenthalte. Damit Kinder nicht unnötig leiden müssen, appelliert Kinderkrebs Schweiz zusammen mit anderen Partnern aus dem Gesundheitsbereich an das BAG, eine rasche Lösung für diese Versorgungslücke zu finden.

Es sind die besonders schutzbedürftigen Patienten, die auf das Schmerzmittel MST Continus Suspension Retard der Firma Mundipharma Medical Company angewiesen sind. Dazu gehören neben Erwachsenen auch Kinder, die schwer an Krebs erkrankt sind und um ihr Leben kämpfen. Weil das langwirksame Morphin in Suspensionsform sukzessiv über einen längeren Zeitraum hinweg abgegeben wird, kommt es bevorzugt als Basisschmerztherapie zum Einsatz, um starke Schmerzen während der langen Therapiezeit erträglicher zu machen. «Vor allem während ihrer letzten Lebenswochen sind viele unserer Patienten dringend auf dieses Schmerzmittel angewiesen», so die Kinderonkologin Dr. Eva Maria Tinner. Die Oberärztin für pädiatrische Onkologie und Hämatologie am Inselspital Bern engagiert sich stark für die Interessen ihrer jungen Patienten, seit bekannt wurde, dass das Medikament nicht mehr hergestellt werden sollte.

 

«Ohne dieses Medikament müssen krebskranke Kinder unter starken Schmerzen leiden oder länger im Spital bleiben»

Die flexible Anpassung an den Schmerzmittelbedarf und die Verabreichungsmöglichkeiten sind es, die das Medikament in Suspensionsform für die Kinderonkologie so wertvoll machen. Die Dosierung kann sehr exakt gewählt werden, was zum Beispiel bei einem Schmerzpflaster nicht möglich ist. Es kann den kleinen Patienten direkt zum Trinken gegeben oder bei Bedarf auch über eine Magensonde verabreicht werden. Ein weiterer Vorteil ist die einfache Handhabung durch die Eltern. Weil diese das Schmerzmittel selbst verabreichen können, dürfen Kinder früher aus dem Spital entlassen werden.

Ein alternatives Arzneimittel, das ähnlich genau zu dosieren und gerade bei sehr kleinen Kindern anwendbar wäre, gibt es nicht: «Ohne dieses Medikament müssen krebskranke Kinder unter starken Schmerzen leiden, mit einer aufwendigen Schmerzmittelpumpe versorgt werden oder länger im Spital bleiben», so Eva Maria Tinner. Andere, auf dem Markt vorhandene Schmerzmittel eignen sich nicht oder nur sehr bedingt für die Schmerztherapie bei kleinen Kindern. Laut der Kinderonkologin ist «Methadon, das einzige Medikament mit ähnlich starker schmerzlindernder Wirkung, schlechter zu steuern und kann lebensbedrohliche Nebenwirkungen haben».

 

«Diese Versorgungslücke muss so rasch als möglich 
geschlossen werden»

Da der Markt für MST continus retard in Suspensionsform nicht sehr gross ist, die Herstellung aber aufwendig und kostenintensiv, hat der Hersteller die Produktion gestoppt. Es ist davon auszugehen, dass Firmen, die Generika herstellen, kaum Interesse haben, ein solches Präparat herzustellen. «Damit die grossen Fortschritte in der Schmerzbehandlung, die für die kleinen und besonders schutzbedürftigen Patienten für den Erhalt der Lebensqualität so wichtig sind, weiterhin gewährleistet werden können, muss diese Versorgungslücke so rasch wie möglich geschlossen werden», so Valérie Braidi-Ketter, CEO von Kinderkrebs Schweiz.

Aus diesem Grund hat Kinderkrebs Schweiz gemeinsam mit Vertretern des Universitäts-Kinderspitals beider Basel, des Inselspitals Bern, des Kantonsspitals Baselland, des Schweizerischen Vereins der Amts- und Spitalapotheker, sowie der Schweizerischen Gesellschaft für Palliative Care das Bundesamt für Gesundheit aufgefordert, eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung zu finden.