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Augenkrebs bei Kindern: 
Eine frühzeitige Diagnose kann Leben retten

Interview mit Prof. Maja Beck Popovic, 
Chefärztin der Kinderonkologie am Universitätsspital in Lausanne (CHUV)

95 % der Kinder mit Augenkrebs können geheilt werden. Je früher die Behandlung beginnt, umso grösser ist die Chance, dass das Kind das Auge behält und keine Bestrahlung notwendig wird. Kinderkrebs Schweiz hat sich zum Ziel gesetzt, die Öffentlichkeit für die Früherkennung eines Retinoblastoms bei Kindern zu sensibilisieren.

Porträt Maja Beck Popovic

Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, weil dadurch die Heilungschancen steigen. Eine höchstmögliche Lebensqualität für die betroffenen Kinder ist für Maja Beck Popovic, Professorin und Krebsspezialistin am Universitätsspital in Lausanne, eine Herzensangelegenheit und zugleich eine Herausforderung. Frau Beck Popovic ist klinisch und therapeutisch tätig und für die Behandlung und Betreuung von betroffenen Kindern verantwortlich.

Frau Beck, wie kann ein Retinoblastom erkannt werden? Worauf müssen die Eltern achten?
Ich möchte zwei Symptome eines Retinoblastoms nennen:

  • Das erste ist ein weisser Schimmer in den Augen, den Eltern beobachten können. Dieser Schimmer kann auch nur vorübergehend auftreten. Er kann in einem oder in beiden Augen erscheinen. Man erkennt ihn auch oft auf Fotos.
  • Das zweite Symptom eines Retinoblastoms ist das Schielen. Ab einem Alter von einem Monat sollte ein Kind nicht mehr schielen. 

Wie wird ein Retinoblastom behandelt? Wie haben sich die Möglichkeiten in den letzten Jahren verändert?
Wenn die Tumoren klein sind werden sie vom Augenspezialisten lokal (im Auge) behandelt. Dafür gibt es drei Behandlungsmöglichkeiten:

- die Kryotherapie, die auf Kälte basiert

- die Thermotherapie, die unter dem Einsatz von Wärme erfolgt

- die Lasertherapie

Bei ganz jungen Kindern oder oft, wenn beide Augen betroffen sind, ist davor häufig eine intravenöse Chemotherapie nötig. Besonders erwähnen möchte ich aber die neueren Therapien, die intraarterielle Chemotherapie und die intravitreale Therapie.

Bei der intraarteriellen Chemotherapie wird das Medikament mittels eines Katheters in die Augenarterien und somit direkt in die Tumornähe verabreicht; bei der intravitrealen Therapie, wird das Medikament direkt in den Glaskörper des Auges verabreicht. Diese Therapie ist erforderlich, wenn sich der Tumor bereits im ganzen Auge ausgebreitet ist.

Diese neuen Therapien werden in hochspezialisierten Zentren durchgeführt. So arbeitet auch das Universitätsspital Lausanne mit den Zentren der Schweizerischen Pädiatrischen Onkologie Gruppe (SPOG) zusammen und ist Gründungsmitglied der 2014 gegründeten europäischen Retinoblastomgruppe. Die Entwicklung dieser konservativen Therapien geschieht bei uns in Zusammenarbeit mit Professor Francis Munier, Chefarzt der pädiatrischen Augenonkologie im Hôpital Ophtalmique in Lausanne. Bei den konservativen Therapien kann das Auge behalten und die Bestrahlung vermieden werden. Eine frühzeitige Diagnose kann also einen enormen Einfluss auf die Lebensqualität der betroffenen Kinder haben.

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